Gipfelstürmer können im Pfälzerwald vergleichsweise leichte Beute machen: Höher als 673 Meter geht es nicht nach oben. Aber zugegeben: Schweißtreibend können auch die Anstiege auf Kalmit, Kesselberg oder zum Hohe-Loog-Haus sein. Alle drei gehören immerhin zu den wenigen Sechshundertern im Pfälzerwald. Ein besonderes Gipfelglück gibt es aber auch schon etwas niedriger. Diese Tour führt zu einem Berg, der höhenmäßig zwar nur die Nummer 29 im Pfälzerwald ist: der Hintere Stoppelkopf. Dafür werden Wanderer an diesem Ziel aber gleich mehrfach belohnt.
„Lebe bewusst, sei im Moment“
Bereits der Schlussanstieg ist kurios. Ein schmaler Pfad schraubt sich korkenzieherartig einmal komplett um den Bergkegel herum, bis man dann endlich oben steht. Das imposante Gipfelkreuz gibt einem ein gutes Gefühl, als hätte man gerade 2000 und mehr Höhenmeter geschafft. Dabei ist der Stoppelkopf „nur“ 566 Meter hoch. Ein am Kreuz befestigtes Holzkästchen beherbergt zudem etwas, das auf Pfälzer Bergen Seltenheitswert hat: das Gipfelbuch, das in diesem Fall natürlich „Gibbelbuch“ heißt. Dazu natürlich ein Stift und – echter Luxus – ein Holzlineal „zum Strich ziehen!“. Ausgelegt hat das Buch der „Freundeskreis Hinterer Stoppelkopf“. Die Einträge reichen von knappen Offenbarungen („Wir waren hier“, schreiben Jeremias und Julius) bis zu Gipfelschwärmereien („Lebe bewusst, sei im Moment, gehe mit einem Lächeln“, notiert Luis).
Hoch-Insel im Pfälzerwald
In der Tat ist der Stoppelkopf ein perfekter Ort, um im Moment zu sein, um in sich hinein zu horchen. Eine Hoch-Insel im Pfälzerwald. Eine große Gipfelkuppel mit viel Innenwelt. Rundumblicke in die weite Welt sind dagegen eher schwierig. Zwar gibt es zwei geländergesicherte Aussichtskanzeln, aber eher wenig Aussicht, weil die Bäume rundum die Oberhand gewonnen haben. Tipp: Im Winter kommen, wenn die Blätter gefallen sind; dann sieht man mehr vom Pfälzerwald-Hügelmeer.
Und so kommt man hin:
Wir starten am Bahnhof in Lambrecht und wandern mit der Markierung „blau-roter Balken“ ein Stück die Östliche Luhrbachstraße hoch. An einer Kreuzung dann nach rechts in das Anwohnersträßchen „Am Kreuzberg“ abbiegen. Vorsicht: Ein Schild an dem Eckhaus will einen mit der Aufschrift „Lambertskreuz – Stoppelkopf – Hardenburg“ weiter geradeaus schicken. Wir passieren eine zunächst rätselhaft scheinende Warnung „Achtung Gitterrost nicht befahrbar“, laufen talaufwärts, kurz darauf geht das Teersträßchen in einen Grasweg über. Dort muss man erneut aufpassen: Denn ein Pfad mit unserer blau-roten Markierung zweigt da etwas versteckt nach rechts ab (0,5 km) und führt dann weitgehend gemächlich auf der östlichen Seite des Luhrbachtals bergauf. Im weiteren Verlauf wird der kleine Wolkenbruch-Brunnen (1,2 km) passiert und danach werden mehrfach breitere Forstwege gekreuzt. Nach gut einer Stunde stößt man erneut auf solch einen Forstweg.
Uffbasse!“ – So fädelt man zum Gipfel ein
Auch dort sieht es zunächst so aus, als würde der Pfad kreuzen und weiter bergan führen. Doch nach wenigen Schritten merkt man schnell, dass dem nicht so ist. An dieser Stelle (3,1 km) steht ein etwas in die Jahre gekommener Pfahl mit zwei Hinweisschildern: Das eine weist nach links in Richtung Lambertskreuz (blau-roter Balken), das andere zeigt auf den Weg nach Lambrecht, den man gerade hinauf gekommen ist (blau-roter-Balken). Nach rechts weist kein Schild. Aber genau in diese Richtung müssen wir, um den Einstieg zum Gipfel des Stoppelkopfs zu finden. Der Forstweg führt unmarkiert in einem Linksbogen um die Bergkuppe herum, bis wir eine große Weggabelung erreichen (3,3 km). Nach rechts führt ein weiterer Weg hinunter nach Lambrecht, gegenüber findet man den Einstieg in den Pfad, auf dem man hoch zum Stoppelkopf gelangt („Luipädel“).
Die Stoppelkopf-Pirouette
Links passiert man beim Aufstieg eine große Felswand mit Gedenktafel, die an Oberforstmeister Friedrich Schneider erinnert; rechts unterhalb des Pfades sieht man ein altes, schmuckes Jagdhaus – die Herrmanns-Hütte. Und am Ende der Stoppelkopf-Pirouette ist man dann tatsächlich oben (3,8 km). Das Gipfelkreuz war 2002 von der „Jedermänner“-Wandergruppe der TSG Deidesheim errichtet worden, die aus diesem Kreis hervorgegangenen „Donnerstagswanderer“ (Dowas) aus Deidesheim und Nachbarorten kümmerten sich jahrelang darum, dass der Stoppelkopf gipfelbuchbereit war. Letztmals wohl 2023, als das klemmende Türchen des Kastens wieder flott gemacht werden musste. Inzwischen aber habe man die Pflege des Gipfelbuchs „aus Altersgründen“ einstellen müssen, sagt der Wanderführer der „Dowas“ Jörg Schneider. Noch ist allerdings Platz für Einträge.
Nach der Rast aufs „Lellebebbel-Pädel“
Auf dem Kreisel-Pfad geht es vom Gipfel wieder zurück, und anschließend auf dem Weg mit dem blau-roten Balken über den „Schuck“ (5,2 km) und dann auf dem „Wilhelmsweg“ zur wohlverdienten Rast ins Lambertskreuz-Haus (6,8 km). Zurück nach Lambrecht wandern wir mit der Markierung gelbes Kreuz. Wir kommen zu der Kreuzung, an der wir auf dem Hinweg in den „Wilhelmsweg“ eingebogen waren (8,3 km). Kurz darauf zweigt das „Lellebebbel-Pädel“ ab (8,4 km), auf dem wir, weiter mit der Markierung gelbes Kreuz, auf der westlichen Seite des Luhrbachtals bis zu unserem Ausgangspunkt absteigen (12 km).
Infos: Die Gipfelglück-Tour
Die Strecke: Start in Lambrecht an der Hermann-Schneid-Brücke am Bahnhof – Abzweig „Am Kreuzberg“ (0,2 km) – Wolkenbruch Brunnen (1,2 km) – Pfadende an einem Forstweg/Pfahl mit Hinweisschildern (3,1 km) – Einstieg in den Pfad zum Stoppelkopf (3,3 km) – Gipfel Stoppelkopf (3,8 km) – Am Schuck (5,2 km) – Lambertskreuz (6,8 km) – „Lellebebbel-Pädel“ (8,4 km) – Lambrecht (12 km)
Einkehrmöglichkeiten: Waldhaus Lambertskreuz (www.lambertskreuz.eu)
Eine Karte zur Route steht hier.
Unsere bisherigen Tourtipps:
1 Der Hambacher Hüttensprung (Ordenswald/Hohe Loog)
2 Wo die Wölfe heulen (Elmstein-Schwabenbach)
3 Auf zum Wildsaukopf (Neustadt/Lambrecht)
4 Der Wasgau-Haardt-Trail (Wilgartswiesen/Neustadt)
5 Mit langem Anlauf durchs Felsenmeer (Maikammer/Neustadt)
6 Brücken-Slalom zu Gimli und Gipfel (Diedesfeld/Hohe Loog)
Eine Übersicht aller bisherigen Tourtipps steht hier.
Wer gerne mit anderen in einer Gruppe wandert, der findet in unseren Wanderplänen zahlreiche Angebote. Dort gibt es Touren für junge Familien, Senioren, Sportliche, Genießer und eher gemütliche Wanderer. Gäste sind immer herzlich willkommen.
(Fotos: PWV Hambach)